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Der Štamgast

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Die tschechische Barkultur hat eine ganze Reihe charmanter Eigenschaften: Personalisierte Gläser, Tonkrüge zum Mitnehmen von Bier und immer Platz für noch eine Person am Tisch. Eine Tradition ist jedoch cooler, als alle anderen: der Štamgast!

 

Nur die treuesten Kneipengäste erhalten diesen prestigeträchtigen Titel.

 

Ein Štamgast ist jemand, der seit Jahren in dieselbe Kneipe geht. Er kennt die gesamte Familie des Besitzers, weiß, wann die Kinder des Wirtes Geburtstag haben und ist mit allen Tapstern und Bedienungen per Du. Wenn ein Štamgast die Kneipe betritt, möchte er mit seinen Freunden perfekt gezapftes Bier trinken und über Gott und die Welt reden.

 

Traditionelle Kneipen in Tschechien halten die Štamgast-Tradition hoch. Auf einigen Tischen gibt es spezielle Hinweise: „Štamgast-Tisch“ oder „Reserviert für Štamgast“. Diese Tische stehen meistens in der Nähe der Theke. Das Schild bleibt immer auf ihnen stehen, so dass die Tische durchgängig reserviert bleiben – auch wenn die Bar leer ist. Nur ein Štamgast darf an dem Tisch sitzen. Es kann einen Gast einige Jahre kosten, bis er endlich einen Platz am Štamgast-Tisch erhält: Das wird dann mit einer Runde Bier gefeiert!

 

Das Wort „Štamgast“ kommt  – wie ihr sicherlich schon vermutet – von dem deutschen Wort „Stammgast“. Deutsch war in Tschechien die offizielle Sprache während der Österreichisch-Ungarischen Monarchie bis im Jahre 1918.


Das zeigt auch, wie alt die Tradition der Stammgäste bereits ist.

 

Noch heute genießen Stammgäste besondere Privilegien:

 

Ein Stammgast bekommt nicht nur die besten Plätze, sondern unterhält sich traditionell ausführlich und gerne mit den Tapstern – zwischen ihnen herrscht eine Beziehung wie unter Freunden, nicht wie zwischen Kunde und Dienstleister. Ein Štamgast muss sein Bier nicht bestellen; es erscheint einfach zum perfekten Zeitpunkt auf dem Tisch!

 

Jeder Tapster entwickelt seine eigenen Stammgäste. Dieser Prozess kann einige Jahre dauern, doch das Ergebnis ist diese Mühe wert: Wer Stammgäste hat, serviert perfekt gezapftes Bier! Das ist eine Ehre und Auszeichnung für den Tapster. Außerdem sind Stammgäste in Tschechien das Aushängeschild einer guten Kneipe.

 

„Es ist einfach: Tschechen möchten kein schlechtes Bier trinken,” erklärt Jan Stanik, Chef-Tapster bei Pilsner Urquell. „Wenn du schlechtes Bier servierst, verbreitet sich das schnell! Die Leute kommen nicht mehr wieder. Es gibt so viele Bars in Tschechien und das Bier muss immer perfekt sein, damit die Gäste zufrieden sind.“ Es ist ein einzigartiges Konzept, das eng mit der besten Qualität des Bieres verbunden ist: „Der Štamgast möchte das beste Bier trinken, also folgt er seinem Tapster. Er wechselt höchst selten.“

 

Im Normalfall bleibt ein Štamgast seiner Bar treu. Einige reisen jedoch durch verschiedene Städte, oder gar quer durch die Tschechische Republik. In den unterschiedlichsten Bars testen sie dann das Bier und stellen sicher, dass es immer eine konstant hohe Qualität hat. Wenn ein Bier nicht perfekt gezapft und gelagert ist, schicken sie es ohne zu zögern zurück. Die Nachricht eines schlechtes Bieres macht in Tschechien schnell die Runde!

 

Der Štamgast hat also eine enorme Bedeutung für eine tschechische Bar – er ist Teil der Einrichtung und der Atmosphäre. Viel mehr steht er aber für das beste Bier, denn er verlangt immer ein perfektes Pilsner Urquell – mit weniger gibt er sich nicht zufrieden.

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