Ich bin Brauer in der fünften Generation und seit drei Generationen arbeitet meine Familie bei Pilsner Urquell. Mein Großvater bekam das Angebot, hier Braumeister zu werden und 1953 folgte ihm mein Vater durch die Tore der Brauerei. Auch er wurde 1959 schließlich zum Braumeister ernannt.
Mein Vater, Ivo Hlavacek, ist noch heute einer der bekanntesten Namen in der Geschichte von Pilsner Urquell. Er begann 1958 bei Pilsner Urquell, arbeitete in allen führenden technischen Positionen und wurde schließlich Geschäftsführer der Brauerei.
Er war sehr stolz darauf, dass während seiner Zeit die traditionellen Braumethoden beibehalten wurden – wie beispielsweise der Einsatz der Kupferkessel. Dies war in diesen Jahren nicht gerade einfach, denn die Regierung setzte eher auf Fortschritt in den Hauptindustrien wie Kohle und Stahl. Aber mein Vater überzeugte die Behörden, dass traditionelle Standards beibehalten werden müssten. Durch seinen Einsatz setzen wir diese traditionellen Braumethoden noch heute ein. Er war wirklich eine sehr überzeugende Persönlichkeit!
Mich musste mein Vater allerdings nicht überzeugen, damit ich in seine Fußstapfen trete. Im Gegenteil: mir fiel diese Entscheidung sehr leicht. Wenn wir abends zuhause zusammensaßen, redeten wir oft über die Brauerei – was es alles Neues gab, welche Arbeiten erledigt werden mussten, über den ganzen Klatsch und Tratsch. Ich war gerade einmal 15 Jahre alt, als ich zum ersten Mal bei Pilsner Urquell arbeitete – und war dabei für jede Arbeit zu haben, die man sich so vorstellen kann.
Schließlich ging ich zum Studium nach Prag. Nach meinem Abschluss begann ich als Junior Braumeister bei Gambrinus. Anschließend wurde ich technischer Direktor, Werksleiter, arbeitete in der Lizenz-Abteilung und dann in der Qualitätskontrolle.
Ich bin sehr stolz darauf, dass wir uns während meiner Zeit als Brauerei weiterentwickelt und modernisiert haben. Der radikalste Schritt war sicherlich die Einführung der Stahltanks, die wir zur Lagerung und Gärung verwenden. Dies war eine wichtige Entscheidung, aber wir haben sie behutsam und Schritt für Schritt umgesetzt.
Wir reisten viel um die Welt und schauten uns neue Ausrüstung und neue Technologien an. Und wir stellten fest, dass wir nicht so weiter brauen konnten, wie wir es bislang machten. Mein Vater unterstützte uns bei diesem Projekt als Berater und er stimmte zu. Er wusste, dass wir unsere Tradition bewahren, aber gleichzeitig einen Schritt nach vorne machen mussten.
Also versammelten wir viele frühere Braumeister und führten einige Geschmackstests durch. Dabei verglichen wir das Bier in den traditionellen Fässern mit dem aus den neuen Stahltanks. Nach einem Jahr waren die Braumeister zufrieden und bestätigten, dass die tradtionellen Standards erfüllt und sogar übertroffen wurden. Diese Tests waren die Grundlage für das „parallele Brauverfahren“: Mit ihm vergleichen wir heute das Bier, das auf traditionelle Weise in den Holzfässern im Braukeller gebraut wird, mit dem Bier aus den Stahltanks. So stellen wir sicher, dass Pilsner Urquell noch genau so schmeckt, wie vor 170 Jahren – und ich bin stolz, dass ich meinen Teil dazu beitragen durfte.
Eine sechste Generation Hlavacek wird es bei Pilsner Urquell vermutlich nicht mehr geben. Meine älteste Tochter arbeitet als Rechtsanwältin in Prag und meine jüngere ist Andrea Hlavackova – eine der besten Tennisspielerinnen unseres Landes. Sie hat bereits drei Grand Slam Siege im Doppel gewonnen und eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen. Wenn sie mit dem Sport aufhört, wird sie vermutlich für den tschechischen Tennisverband arbeiten – es ist eher unwahrscheinlich, dass sie eines Tages in der Brauerei auftaucht.